Nach dem KZ Besuch benötigte Heike erstmal ne Pause! Also gab es Mittagessen im Bus auf dem Parkplatz und ein bischen Lektüre. Dann die Frage: “ Wo übernachte ich jetzt sinnvoller Weise? Heilstätte Grabowsee stand ja erst am nächsten Tag an!“
Wasserturm der Heilstätte
Am Wasser sollte es sein und bei Google Maps fand sich der Campingverein Große Ploetze e.V.
See am Platz
Na det war watt! Erstmal die Anfahrt über Sandwege zum Platz. Ob ich hier je wieder wegkommen würde? War ja Regen gemeldet! Aber Versuch macht klug, oder?
Ein sehr freundlicher älterer Herr nahm mich in Empfang und erklärte alles. Ich fand auch einen guten Platz und richtete mich häuslich ein.
DDR Charme der 60er??
Natürlich gab es direkt mal eine Erkundungrunde zum See mit lauschiger Sitzecke.
Sitzplatz am SeeTolle Bäume mit Umkleidehäuschen
Dann Abendessen und ein Gespräch mit einem Herrn aus Köln, der mit dem Fahrrad und Zelt unterwegs war…mutig! Und bei dem Wetter war ich sehr froh über meinen Bus😁
Nach einer unruhigen Vollmondnacht mit Wind und Regengüssen konnte ich morgens einen Blick auf die Unwetterfront werfen…
Frühstück im Sonnenaufgang
Na das konnte ja heiter werden…aber nach einem weiteren Telefonat mit Hr Hanke stand fest…ich fahre einkaufen und dann nach Grabowsee…
Angekommen!Kopfsteinpflasterstraße mit wunderbarem Buchenwald
Sagte ich schon, das die Straßen teilweise eine besondere Herausforderung darstellen?!
Zunächst einmal fand ich nach meinem Aufenthalt in Beelitz einen sehr netten Campingplatz direkt an der Havel. Sauber und gut organisiert, freundlicher Empfang und ein Stellplatz mit Blick ins Grüne
Havel am frühen Morgen
Morgens konnte ich mir bei offener Bustür den Kaffee kochen und Obst fürs Frühstück schnippeln. Zufrieden mit mir und der Welt, muss ich wohl so entspannt ausgesehen haben, das ein vorbeikommender älterer Herr in bestem Berliner Dialekt meinte: „Mach mal! Denn komm ick gleech!“
So fing der Morgen gut an und nach einem Telefonat mit Hr Hanke, dem „Bewacher“ der Heilstätte Grabowsee, stand fest das wird heute nichts mit zwei Terminen…MIST!
Na gut…dann eben in Ruhe zusammenpacken, Navi einschalten und zum KZ Sachsenhausen fahren
Mahnmal mit wunderbarem Baum
Dort angekommen fiel mir als erstes diese Katze auf, die völlig ungerührt übers Gelände wanderte…und dann kam diese Krähe und machte ihr lautstark die Hölle heiß…😉 Irgendwie fand ich das den passenden Einstieg in meine Besichtigung
KatzeDie freche und lautstarke Krähe
Im Besucherzentrum konnte man sich bereits informieren und einen Geländeplan und Audioguide abholen. Hinter den ersten Busladungen mit Jugendlichen…gutes Pflichtprogramm..ging es dann auf das riesige Areal.
Die Aufteilung mit den sternförmig angelegten Baracken kannte ich ja schon, hier kamen noch sowjetisches Sonderlager außerhalb mit Steinhäusern und Erschießungsgraben dazu.
Die Natur deckt vieles wieder zuErschießungsgraben
Schön war, das ich hier zwei offene Ausstellungen besuchen konnte. In der ersten fanden sich Bilder und Exponate zum Werdegang des KZ. Dazu informative Texte zum Thema wer hat wann was getan und erlebt.
Besonders berührt hat mich dabei diese von norwegischen Häftlingen gezeichnete Karte zum Geburtstag eines Mitgefangenen, die für mich soviel Hoffnung und Sehnsucht ausdrückt! Seht Ihr das auch so? Schreibt doch mal in die Kommentare, was Ihr denkt!
Geburtstagsgruß
Weiter ging es zu einer nach einem antisemitischen Brandanschlag neu aufgebauten Baracke mit Einblicken in den Häftlingsalltag. Ich habe Euch zu den Fotos mal die Erklärungen abgelichtet, denn mir fehlen die Worte dazu😢
ToilettenraumWas man so alles damit anstellen kann..WaschraumWozu der gut sein kann..
Zeit weise waren in diesen Unterkünften bis zu 400 !! Menschen untergebracht.
Und war Euch bewusst, das es Außenlager bei nahmhaften deutschen Firmen gab, wo hunderte KZHäftlinge Zwangsarbeit verrichten mussten??
Leider kein Foto habe ich von der „Schuhteststrecke“
Dort wurden Häftlinge gezwungen, gerne in zu kleinen Schuhen, stundenlang im Laufschritt zu laufen. So sollte die Qualität der Schuhe getestet werden. Diese Tortour überlebten nur wenige.
Eingang ins Lager
„Arbeit macht frei“ das Motto dieser Anlage klingt dabei schon wieder einfach pervers. Ich habe mich gefragt, wie konnte man so etwas überleben? Welches Verhalten konnte funktionieren? Stoisch aussitzen wie die Katze? Engagieren? Nur nicht auffallen? Oder war alles blose Willkür und somit ein reines Lottospiel?
Ich bin immer noch geflascht vom Besuch dieses schon sehr alten und gar nicht mehr so verlassenen Lost Place. Schon lange kenne ich Fotos dieser Häuser und wollte immer schon mal hierhin.
Mittlerweile hat eine GmbH das Gelände erworben und man muss Eintritt und Gebühr für die Führungen zahlen. Dieses Geld soll dafür verwandt werden die Gebäude zumindest im derzeitigen Zustand zu erhalten. Allein die unzähligen Quadratmeter Dachflächen, die abgedichtet werden müssen um die Bausubstanz zu erhalten, verschlingen Millionen. Und der Denkmalschutz hat auch noch mitzureden.
Gang im Alpenhaus, ein beliebtes Fotomotiv
Entstanden sind u. a. die Beelitzer Heilstätten im 19.Jahrhundert um die damals grassierende Tuberkulose zu behandeln. Beelitz diente dabei der Behandlung erkrankter Arbeiter, gesponsort von der wachsenden Industrie in Berlin und finanziert über eine Art Krankenkasse. Der Aufenthalt dauerte bis zu 9 Monaten. Die Männer und Frauen bekamen erstmals Grundlagen der Hygiene vermittelt, gesundes und reichhaltiges Essen umd saubere Luft zum Atmen geboten.
Bett im wunderbaren Park
Die Behandlung bestand tatsächlich im wesentlichen aus Ruhe, gesundem Essen, Kneipp-Anwendungen und wieder Ruhe..
Bitte ein Bad zu nehmen.Handtuch nicht vergessen!
Faszinierend fand ich zu erfahren mit welchen Ideen und wirklich fortschrittlichen Methoden dort gearbeitet wurde. So wurden die Patientenzimmer nach Süden ausgerichtet, davor gab es Liegeterassen. Die Wände der Frauenabteilungen wurden in warmen Farben gefliest, während bei den Herren kühle Farben dominierten
Es gibt eine sehr wechselvolle Geschichte in den letzten hundert Jahren, aber es war das damals am Besten ausgestattete Klinikum, das es gab. Es gibt Anekdoten, das jemand in 8 Wochen 20!! Kilo zugenommen hat…natürlich war er ausgezehrt und mangel- bzw unterernährt …aber trotzdem🤪
Bitte essen sie soviel sie können!
Morgens gab es für die gute Laune und die Serotonin Ausschüttung 1 Glas Apfelsaft mit Korn..Zum Frühstück dann Wurst und Käsebrote, zum Mittagessen Fleischgerichte aus eigener Schlachterei mit Kartoffeln und Gemüse und Abends wieder Brot..oftmals wurde versucht Essen an die zu Besuch kommenden Familienangehörigen rauszuschmuggeln..
Die kannten nur Kohlsuppen mit Brot!
Badehalle der Männer
Zu einem Lost Place gehören auch immer Graffiti unterschiedlicher Qualität und Art..
Mann mit Pestmaskeähnliches Motiv auf einem alten Elektrokarren (Suchbild😉)
Mit diesen Elektrokarren wurde das Essen in die Häuser geschafft und zwar auf den auch im Winter schnee- und eisfreien Wegen, die genau über den unterirdischen Fernwärmeröhren lagen !! TOPIDEE…oder?
Auch Schuhe brauchen Ruhe!
Ich persönlich mag solche witzigen Graffitis auch sehr, auch wenn es eigentlich Schmierereien sind.
Zerstörung
Leider wurden im Laufe der Jahrzehnte viele Mauern eingerissen um daraus neue Häuser zu bauen, die Gebäude wurden leergeräumt und sogar die Kupferleitungen aus der Wand gerissen. Ich hoffe sehr das hört jetzt auf und die Reste dieser wunderbaren Architektur können erhalten werden
Türbogen im Alpenhaus
So, ich denke das reicht erstmal für einen Eindruck.
Mittwoch steht das KZ Sachsenhausen auf dem Programm. Was ich da erlebt habe, erzählt der nächste Beitrag.
Nach dem KZ Besuch und einem kleinen Imbiss habe ich beschlossen weitere 3,5 Std Richtung Norden zu fahren. Für den nächsten Tag standen die Beelitzer Heilstätten auf dem Programm und laut Internetseite brauchte ich dafür ZEIT. Nach einer ruhigen Fahrt und ausgiebiger Suche…wer braucht schon Schilder…😄..bin ich auf einem minikleinen Womostellplatz gelandet
Der Empfang war sehr freundlich und es gab auch noch selbstgemachte Kürbismarmelade zu kaufen…lekker!
Witzig war, das ich erstmal darüber aufgeklärt wurde, das ich mitten im Wolfsgebiet wäre…mmmhhh
Ich habe am nächsten Morgen trotzdem einen Spaziergang durch das angrenzende Naturschutzgebiet gemacht den See besucht, Kraniche gefunden, aber keine Wölfe
Montag Morgen bin ich noch im Dunklen und bei wunderbar klarem Sternenhimmel zu Hause gestartet. Wie immer ein bischen beunruhigt ob wohl alles klappt. Gegen diese Ängste kämpfe ich ja ständig, aber das ist ein anderes Thema😄. Ziel war das KZ Buchenwald bei Weimar. Durch die Arbeit in der Tagespflege und die vielen Geschichten der Gäste wollte ich mir unbedingt einen eigenen Eindruck verschaffen
Belohnt wurde ich zunächst mit einem irren Sonnenaufgang im Nebel…die Autobahn führte genau auf die aufgehende Sonne zu
Irre oder?
Nach insgesamt knapp 4-stündiger ruhiger Fahrt, meist hinter einem LKW um Sprit zu sparen, kam ich dann in Buchenwald an.
Erster Eindruck..riesiges Areal, Ausstellung leider geschlossen, aber Besichtigung möglich. Also auf ins Lager und als erstes die Inschrift am Tor..seht selbst!
Was für eine Arroganz!
„Jedem das seine“ ist schon ein unfassbar arroganter Ausspruch, wenn man über die Ideologie der Nazis nachdenkt..auf dem Gelände selber findet man die Ruinen der Lagerbaracken bis hin zu einem Krankenhaus…welche Ironie…wurden dort doch Menschen per Injektion umgebracht! Und ein Lagerbordell fand sich auch…als Belohnung für brave Häftlinge🤨
Zufahrt über die Blutstraße mit VerladebahnhofHaupteingang zum Lager, davor das SS Gelände mit Minizoo wo Bären gehalten wurdenGedenkstelen für alle KZ StandorteSo sah es mal aus!
Es stehen in dieser Reise noch zwei weitere Standorte an und ich kann nur jedem empfehlen, sich mal mit diesem Kapitel Deutscher Geschichte auseinanderzusetzen.
Dieses Wochenende habe ich mir frei organisiert im Pferdebetrieb um bei schönstem Wetter endlich mal mit dem Bus loszuziehen. Sozusagen als Generalprobe für Montag. Schon ganz früh am Samstag Morgen ging es los zur Ginsberger Heide. Dort wollte ich den Gillerbergturm, einen 15 Meter hohen Aussichtsturm besteigen und Fotos vom Sonnenaufgang und den in den Tälern liegenden Nebelbänken machen.
Nebel über dem SiegerlandSonnenaufgang
Es war ein ganz wundervoller friedlicher Morgen. Der Anstieg vom Parkplatz zum Aussichtsturm hat für gehörig Wärme gesorgt. Und das war bitter nötig bei gerade mal 2°C an diesem Morgen. Und dann der Turm…sagte ich schon, das ich nicht wirklich schwindelfrei bin🤪..
Jerry wartet auf mich
Aber oben angekommen war ich glücklich über die Aussicht, den friedlichen Morgen, die ständig wechselnden Farben
Kennt ihr solche Erlebnisse auch? Frühmorgens, wenn der Tag noch neu und voller Versprechen und Möglichkeiten ist?
Heute startet ein neuer Blog mit Gedanken zum täglichen Wahnsinn, Fototipps, Wandertips und sonstigen wichtigen und unwichtigen Ereignissen …erstmal muß ich noch ein bischen üben mit diesem System zu arbeiten, deshalb nicht wundern..
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