Beelitzer Heilstätten

Ich bin immer noch geflascht vom Besuch dieses schon sehr alten und gar nicht mehr so verlassenen Lost Place. Schon lange kenne ich Fotos dieser Häuser und wollte immer schon mal hierhin.

Mittlerweile hat eine GmbH das Gelände erworben und man muss Eintritt und Gebühr für die Führungen zahlen. Dieses Geld soll dafür verwandt werden die Gebäude zumindest im derzeitigen Zustand zu erhalten. Allein die unzähligen Quadratmeter Dachflächen, die abgedichtet werden müssen um die Bausubstanz zu erhalten, verschlingen Millionen. Und der Denkmalschutz hat auch noch mitzureden.

Gang im Alpenhaus, ein beliebtes Fotomotiv

Entstanden sind u. a. die Beelitzer Heilstätten im 19.Jahrhundert um die damals grassierende Tuberkulose zu behandeln. Beelitz diente dabei der Behandlung erkrankter Arbeiter, gesponsort von der wachsenden Industrie in Berlin und finanziert über eine Art Krankenkasse. Der Aufenthalt dauerte bis zu 9 Monaten. Die Männer und Frauen bekamen erstmals Grundlagen der Hygiene vermittelt, gesundes und reichhaltiges Essen umd saubere Luft zum Atmen geboten.

Bett im wunderbaren Park

Die Behandlung bestand tatsächlich im wesentlichen aus Ruhe, gesundem Essen, Kneipp-Anwendungen und wieder Ruhe..

Bitte ein Bad zu nehmen.
Handtuch nicht vergessen!

Faszinierend fand ich zu erfahren mit welchen Ideen und wirklich fortschrittlichen Methoden dort gearbeitet wurde. So wurden die Patientenzimmer nach Süden ausgerichtet, davor gab es Liegeterassen. Die Wände der Frauenabteilungen wurden in warmen Farben gefliest, während bei den Herren kühle Farben dominierten

Es gibt eine sehr wechselvolle Geschichte in den letzten hundert Jahren, aber es war das damals am Besten ausgestattete Klinikum, das es gab. Es gibt Anekdoten, das jemand in 8 Wochen 20!! Kilo zugenommen hat…natürlich war er ausgezehrt und mangel- bzw unterernährt …aber trotzdem🤪

Bitte essen sie soviel sie können!

Morgens gab es für die gute Laune und die Serotonin Ausschüttung 1 Glas Apfelsaft mit Korn..Zum Frühstück dann Wurst und Käsebrote, zum Mittagessen Fleischgerichte aus eigener Schlachterei mit Kartoffeln und Gemüse und Abends wieder Brot..oftmals wurde versucht Essen an die zu Besuch kommenden Familienangehörigen rauszuschmuggeln..

Die kannten nur Kohlsuppen mit Brot!

Badehalle der Männer

Zu einem Lost Place gehören auch immer Graffiti unterschiedlicher Qualität und Art..

Mann mit Pestmaske
ähnliches Motiv auf einem alten Elektrokarren (Suchbild😉)

Mit diesen Elektrokarren wurde das Essen in die Häuser geschafft und zwar auf den auch im Winter schnee- und eisfreien Wegen, die genau über den unterirdischen Fernwärmeröhren lagen !! TOPIDEE…oder?

Auch Schuhe brauchen Ruhe!

Ich persönlich mag solche witzigen Graffitis auch sehr, auch wenn es eigentlich Schmierereien sind.

Zerstörung

Leider wurden im Laufe der Jahrzehnte viele Mauern eingerissen um daraus neue Häuser zu bauen, die Gebäude wurden leergeräumt und sogar die Kupferleitungen aus der Wand gerissen. Ich hoffe sehr das hört jetzt auf und die Reste dieser wunderbaren Architektur können erhalten werden

Türbogen im Alpenhaus

So, ich denke das reicht erstmal für einen Eindruck.

Mittwoch steht das KZ Sachsenhausen auf dem Programm. Was ich da erlebt habe, erzählt der nächste Beitrag.

Beteilige dich an der Unterhaltung

1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert